Internet auf Reisen sicher verwenden

Auch auf Reisen möchte heutzutage kaum jemand auf den gelegentlichen Blick auf das Smartphone verzichten. Allerdings sind in anderen Ländern die Regeln oft anders. Vor allem der Datenschutz und -sicherheit werden außerhalb der Europäischen Union weniger eng gesehen, meist steht ausschließlich Benutzerfreundlichkeit im Vordergrund.
Die meisten Internetangebote sind inzwischen gut gegen Missbrauch geschützt, die einzige Ausnahme bilden E-Mails, die immer noch auf einer der ersten Technologien des Internets basieren, und relativ ungeschützt versendet werden.
Des weiteren ist das Internet an abgelegenen Orten oft über Satellit verbunden, weshalb die Datenmenge und Übertragungsgeschwindigkeit eingeschränkt sind. Zur Vorwarnung: Die Vereinigten Arabischen Emirate und der Oman bilden eine große Ausnahme, bei der besondere Vorsicht geboten ist. Sehen Sie dazu den Zusatz: Oman und Vereinigte Arabische Emirate

Tipp 1: Sim-Karte entfernen

Wenn Sie im Urlaub nicht vorhaben zu telefonieren, können Sie einfach die Sim-Karte entfernen, und das Handy ohne verwenden. So müssen Sie keine Angst haben in irgendwelche Roaming-Fallen zu tappen, oder aus Versehen angerufen zu werden, und bei Anrufer und Angerufenem hohe Kosten zu verursachen. Alternativ kann auch dauerhaft der Flugmodus aktiviert werden, W-Lan und Bluetooth lassen sich trotzdem aktivieren.

Mit VoIP kann natürlich trotzdem mit den Lieben zu Hause telefoniert werden, und dass auch noch kostenlos. Zu empfehlen sind Whatsapp Audio, Telegramm Audio sowie Skype. VoIP ist sowohl im Oman als auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten verboten. In diesem Fall heißt das einfach, dass VoIP nicht funktioniert. Versuchen Sie nicht, das zu umgehen!

Tipp 2: Datenübertragung sichern

Viele Hotels und Flughäfen haben neuerdings W-Lan ohne Passwort eingerichtet. Was zuallererst praktisch und benutzerfreundlich erscheint, kann aber äußerst unpraktisch sein: Denn kein Passwort bedeutet keine Verschlüsselung, theoretisch stehen alle Daten öffentlich zur Schau. Webseiten sind heutzutage meist über SSL/TLS geschützt, surfen stellt also im normalfall keine Gefahr dar, allerdings werden E-Mails meist noch als Klartext versandt, und oft häufen sich Spam-Mails nach einer Reise außerhalb der EU, da hier Email-Adressen abgegriffen werden können. Deshalb verwenden Sie während einer Reise zum Versenden von E-Mails idealer Weise ein Vitual Private Network. Es gibt tausende kostenfreie Apps, die dazu ohne großen Aufwand imstande sind, z.B. Speedify (iOS/Android), und Hide.me (iOS/Android).

Achtung: Im Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten sind VPN’s unter drakonischen Geldstrafen verboten. Bisher ist aber noch kein Fall bekannt, in dem ein Tourist belangt wurde. In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist es nur in Verbindung mit kriminellen Handlungen verboten, was allerdings auch die Verwendung von VoIP einschließt.

Noch besser ist es natürlich, an Flughäfen ganz auf das Versenden und Empfangen von E-Mails zu verzichten. Dazu schauen Sie in die Einstellung ihres Handis und deaktivieren das automatische Abrufen von E-Mails. Die Netzwerke von Hotels dürften mit großer Wahrscheinlichkeit sicher sein.

Tipp 3: Datenmengen verringern

Das Internet kann in manchen Ländern sehr langsam sein, selten sogar ein begrenztes Datenvolumen zu Verfügung sein. Der Großteil der Daten jeder Website oder von Chats sind aber Videos, Bilder und Werbungen, der Text selbst besteht nur aus minimalen Datenmengen. Der Firefox-Browser (iOS/Android) enthält eine Funktion, alle Graphiken auszublenden. Auch der „Text Browser„(iOS/Android) zeigt keine Medien, dieser ist aber sehr spartanisch designt. In Chat-Apps wie WhatsApp kann in den Einstellungen unter „Daten- und Speichernutzung“ angepasst werden, ob Bilder geladen werden oder nicht.

Tipp 4: Die E-Mail-Adresse angeben/bestätigen

Oft werden Sie auf Reisen vom W-Lan gebeten, Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Geben Sie niemals Ihre echte E-Mail-Adresse an. Die Systeme von Netzwerken werden oft von Dritten eingerichtet, die ihr Geld mit dem Verkauf von gesammelten Adressen verdienen. Glücklicherweise reicht es meist eine Fantasieadresse (zb. ksajlhdghg@ahsgdkhklag.de) anzugeben.

Manchmal muss tatsächlich einen Bestätigungslink in einer E-Mail geklickt werden. Die einfachste Antwort auf dieses Problem ist: Kurz auf W-Lan verzichten, die Mengen an Spam die potentiell kommen sind es nicht wert.
Für die technisch Versierteren: Wenn Sie schon eine dedizierte Spam-Mail-Adresse haben, verwenden Sie diese ruhig. Ansonsten, die App TempMail (iOS/Android) bietet eine temporäre E-mail-Adresse. Auf Knopfdruck wird diese gelöscht und eine neue erzeugt. Schreiben Sie sich diese allerdings vorher auf. Denn erst um die Adresse zu bestätigen wird das Internet soweit freigeschalten. Dies ist oft von Nutzen, auch bei anderen Diensten, die eine E-Mail-Bestätigung fordern, sie aber gar nicht dauerhaft nutzen wollen.

Tipp 5: Online Banking

Am besten ist es, Online Banking im Urlaub ganz zu vermeiden. Falls das nicht möglich ist, benutzen Sie einen eigenen Browser oder eine eigene App dafür, den/die Sie sonst niemals Verwenden. Ein VPN sorgt auch hier für zusätzliche Sicherheit. Verwenden Sie möglichst (!) unterschiedliche Geräte, falls sie Push- oder SMS-Tan nutzen. Falls Sie eine Website für ihr Onlinebanking nutzen, speichern Sie die Adresse im Voraus ein (Suchen Sie nicht auf Google oder tippen jedes mal neu, hier können Fehler entstehen). Setzen Sie ein Lesezeichen/Bookmark

Zusatz: Oman und Vereinigte Arabische Emirate

Wie Sie vermutlich schon bemerkt haben, haben diese beiden Länder verschärfte Regeln. Zwar ist die offizielle Begründung der Schutz der Telekommunikationsunternehmen, aber das ist nicht der tatsächliche Grund. Tatsächlich liegt es daran, dass sie trotz allem Anschein durch autoritäre Regimes regiert werden, die sich um Ihre Machtposition sorgen. Durch die Revolutionen/-sversuche des Arabischen Frühlings, die zu großen Teilen über soziale Medien organisiert wurden, herrscht eine große Angst vor diesen Kommunikationsmöglichkeiten. Deshalb sind außer Facebook, YouTube und Whatsapp (Nur Chat, kein VoIP), die so verbreitet und wichtig geworden sind, dass ein Verbot vermutlich zu Protesten führen würde, die meisten sozialen Medien und Chatprogramme (Telegram, Twitter, Threema, Signal) gesperrt oder stark Zensiert, vor allem, wenn die Kommunikation geheim und abhörsicher von statten geht. VPN’s sind verboten, da sie es ermöglichen, solche Zensur zu umgehen. Auch China, die Türkei, Belarus/Weißrussland, Russland und Iran (und immer mehr Regimes) haben diese Schritte vorgenommen.

Ein Kommentar

  1. Tipp Nr. 6:
    Lassen Sie das Smartphone zu Hause, nehmen Sie für den Notfall ein altes Handy mit und genießen Sie Urlaub von Asyldiskussionen, Staatsbesuchen und Wohnungsmangel.

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